Freitag, 16. Dezember 2011

Märkte greifen an

In der Öffentlichkeit wird häufig die Methapher eines außer Kontrolle geratenen Marktes bemüht, um staatliche Interventionen zu rechtfertigen. Spekulanten greifen den Markt für Staatsanleihen an. "Der Markt verlangt diesunddas". Mit Wetten auf steigende Zinsen bewirken Spekulanten ein zusammenbrechen ganzer Finanzmärkte.

Zunächst bedeutet ein "Markt" mindestens, daß zwei Handelspartner unterschiedlicher Meinung sind, da sonst kein Handel zustande kommt. Einen Markt als homogene Einheit zu betrachten, in der alle eine gemeinsame Interessenslage haben, ist somit fehlerhaft. Ein Käufer von Staatsanleihen möchte einen möglichst  hohen Zins erhalten, der Emittent einen möglichst geringen Zins zahlen. Wenn ein Handel zustande kommt (jemand kauft eine Staatsanleihe), ist gleichzeitig noch derjenige Nachfrager von Krediten betroffen, der diesen Kredit stattdessen bekommen hätte (zu einem geringeren Zins).
Wenn jemand die These aufstellt, die EZB müsse "dem Markt" nur signalisieren, daß sie unlimitiert Staatsanleihen aufkauft um "den Markt" zu stabilisieren, im Sinne, daß der Zins nicht weiter steigt, sagt dieser implizit, daß die EZB eine unlimitierte Subventionierung der Käufer garantieren soll. Jemand der dies bestreitet, argumentiert, daß jemand, dem Anleihen "zu teuer" sind, deshalb anfängt diese zu kaufen, weil die EZB dies tut. Überträgt man diesen Gedanken auf zB den Automarkt, ist die Absurdität offensichtlich.

Das nächste Argument ist dann, daß es hauptsächlich um den Sekundärmarkt der Derivate geht (CDS), dessen ungebremste Ausuferung zu Verwerfungen im Anleihemarkt führt.
Zunächst bewirkt eine Wette auf steigende Zinsen keine Auswirkungen auf den Preis von Anleihen. Diese könnte über eine Absicherung des Wettgeschäftes erfolgen. Wenn dies beide "Wettparteien" machen hebt sich der Effekt auf.

Nun wird aber behauptet, daß so große Versicherungsgeschäfte (Wetten) auf einen nicht steigenden Zins (nicht fallende Anleihen) getätigt wurden, daß verschiedene Banken insolvent gehen, falls der Versicherungsfall eintritt. Man muß sich dies an einem imaginären beispiel verdeutlichen: Ein Praktikant der Deutschen Bank wettet per Knopfdruck 500mrd Euro darauf, daß der Zins für spanische Anleihen nicht über 6% steigt.
Wenn der Zins nun über 6% steigt, muß der Staat nun für die 500mrd bürgen, damit die DB nicht pleite geht. Muß der Markt für Staatsanleihen so reglementiert werden, daß der Zins nicht steigt?

Lösungsvorschlag:  die DB zahlt das Geld nicht aus. Sie verliert an Ansehen.Solche Wetten werden nicht mehr getätigt

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