Freitag, 30. September 2011

Warum Mises?

Was macht die Analyse von Ludwig von Mises so aktuell und damit so interessant?
Weil durch diese typischen Muster in einer gesellschaftlichen Entwicklung sichtbar werden, bzw. der enge Zusammenhang zwischen ökonomischen und politischen Themen deutlich wird. Beispielsweise erklärt seine Theorie der notwendigerweise kumulativ wirkenden Staatsinterventionen warum Aktienkurse oder staatliche Wertpapiere im Wert nicht stabilisiert, Häuserpreise nicht "oben gehalten"  werden können. Solange die Menschen Eigentum besitzen und deren Verwendung nur teilweise reglementiert wird, "das Ausweichen" dazu führt, dass das ursprüngliche Ziel nicht erreicht werden kann.

Auf Aktien bezogen heißt dies, dass eine wahrgenommene Unterstützung der Aktieninhaber durch den Staat deren Risikobereitschaft so sehr erhöht, dass die Schwankungsanfälligkeit des Marktes höher und letztlich Preis geringer ist, als vor der Intervention.

Wenn aber dieser Prozess kumulativ ist, bedeutet dies entweder "Freier Markt" oder vollständige Vergesellschaftung. Wenn letztere als unvereinbar mit politischer Freiheit angesehen wird, erklärt dies die Unnachgiebigkeit bzw. "Extremität" derer, die diese Meinung teilen.

die von mises postulierte verstärkte politische einflußnahme als ergebnis ökonomischer eingriffe wird grade in der aktuellen tagespolitik anschaulich belegt (siehe debatte über euroregierung,  "hormonisierung" von steuern-merkel bestimmt die höhe der steuern in irland ohne jemals von den dortigen menschen gewählt wrden zu sein).

nebenbei ist es erstaunlich wie sehr heutige kommentare genau den von mises prognostizierten  ähneln. so zum beispiel der ruf nach immer mehr staatlicher regelung  oder die ursachenzuschreibung der krise (boom=gut=selbst zuzuschreiben, bust=übel und mit allen mitteln zu vermeiden=fremdverursacht).

das typische argumentationsmuster lautet: wir helfen mit den mitteln der steuerzahler und wir müssen dann mitbestimmen, was mit den geldern geschieht, bzw aufpassen, daß diese "richtig" verwendet werden.

J. M. Keynes

In seinem 1919 erschienen Buch "Economic Consequences of the Peace" zitiert Keynes Lenin in folgender Weise:


"Lenin is said to have declared that the best way to destroy the Capitalist System was to debauch the currency. By a continuing process of inflation, government can confiscate, secretly and unobserved, an important part of the wealth of their citizens. By this method they not only confiscate, but they confiscate arbitrarily; and while the process impoverishes many, it actually enriches some. – As the inflation proceeds and the real value of the currency fluctuates wildly from month to month, all permanent relations between debtors and creditors, which form the ultimate foundation of capitalism, become so utterly disordered as to be almost meaningless; and the process of wealth-getting degenerates into a gamble and a lottery.
"Lenin was certainly right. There is no subtler, no surer means of overturning the existing basis of society than to debauch the currency. The process engages all the hidden forces of economic law on the side of destruction, and does it in a manner which not one man in a million is able to diagnose." 


Dies zeigt, daß sich der Mann, nach dessem ökonomischem Theoriegebäude sich heute nahezu alle Regierungen richten, sich der möglichen Konsequenzen seiner Theorie durchaus bewußt war. Das er nicht anders gehandelt hat, läßt sich durch folgende von Hayek überlieferte Anekdote erklären:

Keynes und Hayek treffen sich in London. Keynes stimmt Hayek durchaus zu, bezüglich seiner Sorgen über der möglichen Inflationsgefahren infolge staatlicher Ausgabensteigerung. Keynes sinngemäß: "sollte ich Inflationsgefahren aufziehen sehen, genügt ein Fingerschnippen von mir um die öffentliche Meinung umzudrehen".

Sechs Monate nach dem Treffen war Keynes tot und läßt uns jetzt mit den Konsequenzen seines "long runs" allein.



Die Mutter aller Blasen

Obwohl Vertreter der österreichischen Schule konkrete Prognosen per se als unwissenschaftlich ablehnen, möchte ich mich an dieser Stelle weit aus dem Fenster lehnen und eine Finanzmarktprognose abgeben. Diese kann nicht quantitativ sein noch zeitlich festgelegt. Ich kann nur mit sicherheit sagen, daß der jetzt als einzig sichere Hafen angesehene Markt der Staatsanleihen (insbesondere der der USA) eine Blase ist und platzen wird. Die Versuche der Notenbanken, die Zinsen dauerhaft niedrig zu halten müssen scheitern. Ich weiß die zahlen nur grob aus dem Kopf: Von den 1600mrd Schulden der amerikanischen Bundesregierung sind um die 300mrd von der Notenbank aufgekauft. Dies stabilisiert kurzfristig den Zins. Diese Handlung verschlimmert das Problem, da durch die Geldmengenerhöhung (Aufkauf Staatsanleihen) die Preiserwartungen steigen werden, d.h. noch weniger Menschen sind bereit, dem Staat für 3% Geld zu leihen. Die Notenbank muß noch mehr Anleihen aufkaufen usw.

Um mit "Mises" zu sprechen: Ein Kreditfinanzierter Boom ist  nicht durch weitere Kreditmittel aufrechtzuerhalten, da eine positive Preisprämie eingefordert wird (sinngemäß in "Geldwertstabilität und Konjunkturpolitik", Mises 1928)

Donnerstag, 29. September 2011

Reichtum auf Pump

Mit dem heutigen Bundestagsbeschluss den "Rettungsschirm XX" auf XX Euro auszuweiten, erreicht das Angstmachniveau diverser deutscher Politiker einen neuen Höhepunkt. Wer kann bezweifeln, dass eine Spirale entsetzlicher Dominoeffekte andere Länder neben Griechenland wie Spanien, Portugal etc. in den Abgrund reissen, der Euro kollabieren und mit ihm unserer Reichtum (=Exportüberschüsse) verschwinden wird ?

Auch nur die Mittel ansatzweise zu hinterfragen, die dieses Drama verhindern sollen, wird als unsolidarisch als anti-europäisch und letztendlich als unpatriotisch dargestellt, da ja die "Hilfsleistungen" an andere Regierungen nur zu unser aller besten ist.

Das Argumentationsmuster ist letztendlich kaum von dem der anderen letzten zwanzig Finanzmarktblasen zu unterscheiden. Nicht das künstliche "Aufpumpen" der Blase wird als Ursache erkannt und kritisiert, sondern es wird über etwas lamentiert, was unausweichliche Konsequenz falscher Politik ist. Auf das europäische Staatsschuldenproblem bezogen bedeutet dies, daß die steigenden Finanzierungskosten der Regierungen (steigende Zinsen) unausweichliche Konsequenz zu hoher Ausgaben für zuviele sinnlose Staatliche Projekte sind und nicht das Ergebnis ruchloser Spekulanten oder des schlechten Wetters . Es ist schwer vorstellbar, daß eine Gruppe von Menschen dafür verantwortlich sein soll, dass zu wenige der Milliarden Menschen nicht freiwillig dazu zu bewegen sind, dem griechischen Staat ihr Geld für weniger als 6 Prozent pro Jahr zu leihen.
Anleger sind auch nicht so schlecht informiert, dass sie im Falle einer Staatsinsolvenz Griechenlands plötzlich bemerken, dass Ihr Geld, welches sie gerade der spanischen Regierung leihen wollten, in Gefahr ist. Es geht unausgesprochen darum, wer das Risiko trägt. Wenn man einem Investor nur durch eine deutsche Garantie dazu bewegen kann, sein Geld für 5% an die spanische Regierung zu verleihen, bewegt man diesen auf eine Weise zu handeln, die er selbst als nicht verantwortlich ansehen würde. Die nächste Krise ist somit vorprogrammiert......


Man zwingt den griechischen Staat auch nicht dazu zu sparen und somit ihre Konjunktur abzuwürgen. Wenn ich darauf verzichte ein Auto auf Kredit zu kaufen, habe ich nicht gespart. Sparen kann ich nur Dinge, die sich in meinem Besitz befinden. Andersherum ist das konsumieren auf Pump unausweichlich mit einer Verschlechterung meiner ökonomischen Lage verbunden. Viele griechische Menschen konnten ihren Lebensstandart über eine Zeit dadurch erhöhen, aber nur um den Preis nicht nur auf das Niveau vor der Kreditaufnahme zurückzufallen, sondern um den Preis eines niedrigeren Standarts (Kredite müssen zurückbezahlt werden). Es überrascht, dass dieser einfache Zusammenhang nie als Ursache der Krise genannt wird, insbesondere vor dem offensichtlichen jahrelangen "deficit-spending" des griechischen Staates.

Ebenso ist ein Rückgang der deutschen Exporte unausweichlich. Ein Geschäftsmodell, das zur Grundlage hat, dem das Geld zu schenken, der mir meine Waren abkauft, ist nicht tragfähig. Für unseren Fall bedeutet dies konkret, dass der deutsche Staat dem deutschen Steuerzahler Geld wegnimmt um dem griechischen Staat das Geld zu geben, dass dieser für Gefälligkeiten ausgiebt (Staatsdiener kauft deutsches Auto), damit dieser es der deutschen Bank zurückgeben kann, die es dringend dafür braucht es dem deutschen Steuerzahler zurückzugeben, der es der ihr anvertraut hat. Dieser Zusammenhang wird von offiziellen Stellen unumwunden mit dem Kommentar zugegeben : "zahlen muß es der Steurzahler so oder so, entweder über Steuern oder über ausfallende Bankguthaben".

Es ist verständlich, daß viele Exporteure sich über den festen Wechselkurs zwischen Deutschland und Griechenland freuen, sie selbst aber laufen Gefahr diesen unhaltbaren Zustand (nicht Waren werden gegen Waren getauscht, sondern  Waren gegen Versprechen) mitbezahlen zu müssen, sei es über nichtbezahlte Rechnungen sei es über Steuern zu Finanzierung der Hilfsgelder.
Diese Konstellation weist überraschende Parallelen zur ökonomischen Situation Anfang der 30er Jahre auf. Damals war Deutschland in der Situation in der heute Griechenland und die USA in der Situation in der heute Deutschland ist. Der Kreditboom in den USA bewirkte ein bereitwilliges Verleihen amerikanischer Gelder nach Europa, insbesondere nach Deutschland. Von staatlicher Seite wurde propagiert, daß mit den geliehenden Geldern die heimische Exportindustrie gestützt wird und somit amerikanischer Reichtum das Ergebnis europäischer Verschuldung.

"Wenn wir unseren Käufern nicht das Geld leihen unsere Waren zu kaufen, was machen wir dann mit den vielen Dingen" war der Tenor. Heute ist es Hillary Clinton in China, damals war es Hilmar Schacht auf USA Reise, der dafür warb, man möge doch bitte das Geld verleihen, damit man damit die Güter des Anderen kaufen könne. Die angesprochene Unausweichlichkeit des Scheiterns dieser Politik kann nur zu der Prognose von kommenden Handelsbarrieren führen.
Damals führte das Platzen der Anleihen-Blase dazu, dass amerikanische Privatpersonen ihr Vermögen verloren, die sich bewusst für diese Anlage entschieden haben. Heute finanzieren Menschen, welche nichts mit diesem Problem zu tun haben die Verluste für andere. Und es ist abzusehen, dass sie vom Staat gezwungen werden, dies nicht nur einmal zu tun.